Kinderlieder und Sprüche aus Zeiningen um 1900
Aus der Fricktaler Kinderstube: Kinderlieder und Sprüche um 1900 aus dem Buch "Kinderlieder der deutschen Schweiz" von Gertrud Zürcher. Dieses Buch enthält über 6000 alte Verse und Lieder aus der Zeit vor und um 1900. Darunter aus Zeiningen die Folgenden:
Gebet
Me Gott für alles danket,
Für Stossmilch (= Buttermilch) wie für Anke.
Wiegenlied
Öpfeli, Birli, Öpfeli dick,
Schlof, mi Chüngeli, wie me di leit,
Öpfeli, Bireli, Fige,
Jetz will mi Chüngeli schwige.
Kinderstubenreim
Ne Durm ohni Glogge,
Ne Suppe-n-ohni Brocke,
Ne Schuester ohni Läder,
Ne Schriber ohni Fäder,
Ne Schmid ohni Schmitte,
Ne Ziegler ohne Hütte,
S’isch alles ne eifältig Gizipfel (= sinnloses Wesen oder Treiben).
Tanzliedchen
Fahr ufe, fahr abe,
Fahr Rickebach zue,
Wie tanze die Wälder
Wie chlappere die Schue!
Rnge, Ringe, Reie,
D’Chinder tuet me säie,
Me setzt si uf ne Holderstock,
Do mache-n-alli Bodehock.
Rite, rite, Ross!
Z’Basel stoht e Schloss,
Rite, rite über de Grabe,
Tierverschen
Wenn i s’Herre Büseli wär,
Wett i lehre muse,
Und wenn i s’Fleisch im Häfeli gsäch,
Müesst’s mer nid drab gruse.
Galli, Gall, i rupf der Vogel
Z’oberst uf em Dolder obe;
Gimmer au-n-e Federe
Chann i zue der chledere.
Uf em Bärgli stoht e Schimmel,
Dä wo ne rite cha, chunt mit em i Himmel.
Äti, Äti Büeli,
Bleg mer mini Schüeli,
D’Chatz het mer s’Leder gno,
Si chletteret der Baum uf,
D’r Baum chrachet,
Und d’Chatz lachet,
Miau, miau, miau.
Aus der Schule
Punkt, Punkt, Komma, Gedankestrich,
Git e schöns Affegsicht,
Ohreläppli, Ohreläppli,
Und de no es Zipfelchäppli,
Obe Chäs und unde Butter,
So, da händ er d’Schwigermutter
Anzählreim
Schürli, Schürli Hozze Türli
S’got e Frau is Hüenerhus,
Si list di beste Hüener us,
Der Güggel und der Hahn,
Jetz got die Predig an;
D’Chatz und die Mus,
Jetz isch d’Predig us.
Gespräche
Agetli mit dem rote Brüstli,
Chumm, mer wei i’d Haselnüssli.
D’Haselnüss si no nid rif,
Chum, mer wei i’s Bäseris
S’Bäseris isch no nid grüen,
Chumm, mer wie i’s Roggestrau,
S’Roggestrau hät no kei Ähr,
Chumm, mer wie i d’Schüre,
Wo d’Manne
D’Eier wanne (= kochen)
Und d’Chnabe d’Meitli sammle.
Verslein Erwachsener im Kindermund
Wenn i emol e Ma ha,
Se will e lehre huse.
I sperr e i’s Öfeli ine,
bis er tuet muse.
Und ha-n-i keis Schätzeli,
So mach i mer eis,
I nimme der Gertel
Und schnetzle mer eis.
I ha mer eis gschnetzlet
Us eme Schwarzdorn,
s’isch chrüpplig und bügglig
Und hät kei Form.
Meiteli, bis munter,
Am Suntig z’Nacht chunt er
Mit ere blaue Montur,
Mit ere silberne Sackuhr,
Und wenn er ie chunt,
Se wirsch wohl gsund.
Anneli, wo bisch au hinecht gsi?
Hinterem Hus im Gärtli.
Wär isch aber bi der gsi?
Dä mit em grüene Bärtli.
Was he er aber bi der to?
Er hät mi drümol chüsse lo
Chüsse lo isch au kei Schand,
Chumm, mer wie i’s Schwobeland.
Im Schwobeland si’s bravi Lüt,
Si esse und trinke und gänd eim nüt,
Bhüet is Gott und s’heilig Chrütz.
Lueg ue in Himmel,
Lueg abe uf d’Welt,
Lueg uf nes bravs Schätzeli
Und nid uf’s Gelt
Dürri, dürri Bire
Hinter em Ofe füre.
‚s Süli het e chrumbes Bei,
Gämmer e Wurst, so cha-n-i hei,
Ume nit gar e so e chleini,
Gämmer zwo für eini;
Stiget witers,
Hauet ab der Site,
Hauet ab der Niere,
Dass dr se nit verlieret.
S’Süli het nes chrumbis Bai,
Gämmer e Wurscht, se chani hai;
‚s Süli het ne Niere,
Lönd mi nit verfriere;
‘s Süli hät ne hoche Burscht,
Gämmer au ne Läberwurscht,
Ne grossi und kai chlaini,
Oder zwo für aini.
Anneli vo Gänte
Het Ziger i der Bränte,
Chäs i der Hutte
Suri, suri Suppe,
Fleisch uf em Täller,
Chüele Wi im Chäller,
Drübeli diu, Drübeli diu
Spottverse
Es isch es Meiteli vo Walebach,
Es hät au gern e Ma,
Es het e Stückli Räbe
Und e Bohnegländ dernäbe
Und der Chabis hindedra.
Sechs Öpfel, drei sur u drei süess,
Zeiniger Chnabe hei alli chrumb Füess.
Guviönli
Geisse mache Böhnli,
D’Schnider lese s’uf
Und mache guete Kaffee drus.
Chämifäger mit dem Lumpe
Macht d’Wiber z’gumpe.
Di junge nit allei,
Di alte au no chlei.
Wi mache‘ denn die Näjere?
Neso mache s’is:
Si näje mit em grobe Fade
Und tüend de rein i’s Brusttuech abe.
Neso mache s‘is
Diverses
‚s’isch no nid lang, ‚dass ‚s grägelet het,
Der Hummel tröpflet no.
I ha-n-emol e Schätzli gha
Der Heuel hät mer’s gno.
Hansli am Bach,
Het luter guet Sach,
Het Fischeli gfange
Und Chrebsli heibracht.