Zukunftskonferenz
Um zu erfahren, wo die Bürgerinnen und Bürger der Schuh drückt und wo es ihnen wohl ist im Dorf, welches die geheimen Wünsche und Bedürfnisse und Sorgen der Bewohner sind, beschloss der Gemeinderat 2006 mit professioneller Unterstützung diesen Fragen an einer Zukunftskonferenz auf den Grund zu gehen. An der Sommergemeinde 2007 wurde hierfür ein Kredit bewilligt.
Am Freitagabend, 23.11.2007, um 18.00 Uhr trafen die rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer verschiedenen Alters und aus verschiedenen Organisationen in der Turnhalle Brugglismatt ein. In ihrer Eröffnungsrede informierte Frau Gemeindeammann Hilde Bans über Hintergründe, Ziel und Zweck sowie Erwartungen an die Konferenz und an die Teilnehmenden. „Nicht Fachleute sollen zuerst Zeiningen mitgestalten, sondern wir, die wir hier daheim sind“, meinte sie. Die Mitwirkenden wurden in die ersten Workshops eingeteilt. Zum Thema „was ist Zeiningen für mich“, „Stärken“ und „Schwächen im Dorf“, verfassten die in gut gemischte Gruppen eingeteilten Frauen und Männer eine Bestandesaufnahme.
Die Sicht von aussen wurde durch das Ortsplanungsbüro Koch + Partner, Laufenburg, vertreten durch Viktor Oeschger und Stefan Giess, vorgenommen. Einige Thesen aus der Sicht der Raumplaner Oeschger und Giess:
- Zeiningen hat ein intaktes, mit diversen Kulturobjekten, u.a. Kirche, altes Schulhaus, Gasthaus zur Taube, gefasstes Ortszentrum von regionaler Bedeutung.
- In Zeiningen fehlt jedoch ein zentraler, gestalteter Dorfplatz resp. Begegnungsort.
- Zeiningen weist eine Vielfalt von kleineren und mittleren Gewerbe- und Dienstleistungsbetrieben auf.
- Publikumsintensive Einrichtungen wie Einkaufszentren und Fachmärkte sind nicht vorhanden (und auch nicht erwünscht).
- Es besteht Verdichtungs- und Optimierungspotential in den bebauten Gewerbeflächen.
- Landreserven für künftige und neu anzusiedelnde Gewerbebetriebe sind ausreichend vorhanden.
- Aufgrund der vorhandenen Lärmimmissionen, insbesondere durch die Autobahn, sind neue Bauzonen und bauliche Verdichtungen im südlichen, lärmabgewandten Teil des Dorfes anzusiedeln.
- Die verkehrstechnische Vernetzung der im ganzen Dorf verstreut gelegenen, öffentlichen Liegenschaften ist zu verbessern.
- Diverse Erschliessungsstrassen, u.a. zu den Sportplätzen, sind auf ihre Bedürfnisse zu prüfen und auszubauen.
- Das Fuss- und Radwegnetz, insbesondere zu den öffentlichen Bauten, ist bezüglich Sicherheit zu überprüfen und aufzuwerten.
- In Zeiningen findet ein breites Vereins- und Kulturleben statt mit einem grossen Angebot an entsprechenden Infrastrukturen (Schul-, Sport- und Freizeitanlagen). Die vorhandenen Grundstücke in der öffentlichen Zone decken die Bedürfnisse heutiger und künftiger Bauten und Anlagen ab.
- Bestehende unbebaute Parzellen sind zu arrondieren ev. für neue Nutzungen.
Bis 21.20 Uhr wurden die Thesen von den Konferenzteilnehmern diskutiert und festgelegt, wo man mit den Referenten einig ist und wo nicht.
Der zweite Tag begann mit einer Zeitreise. Es ging in den Arbeitsgruppen um die Frage, wie es wohl sein würde, wenn jetzt der 24. November 2017 wäre, man immer noch in Zeiningen wohnen und arbeiten würde. Die Fantasie bekam Flügel; mutig und kreativ wurden viele Wünsche in Bezug auf Dorfgestaltung, Infrastruktur, Verschönerung, Erweiterung und Vergnügungen aufgelistet. - Vorherrschend war in den Gruppen, dass alles sich so entwickelt haben wird, wie man es sich damals an der Zukunftskonferenz vorgestellt hatte: Zeiningen wird schweizweit zu einem Modellfall für eine Gemeinde, welche in allen Aspekten des Lebens und Arbeitens vorbildlich ist (im Nachhinein muss festgestellt werden, dass die Erwartungen zu hoch geschraubt waren; vieles hat sich verbessert, aber ein Modellfall?, Anm. Zeguhe).
So viel Nachdenken gab Hunger. In der Mittagspause wurden die Teilnehmenden in der Aula des Schulhauses mit einem warmen Essen verwöhnt. Nach solchem Schaffen präsentierten die Arbeitsgruppen am Nachmittag ihre Resultate:
- Die Gruppe "Verkehr" verlangte ein Konzept, wie Zu- und Abfahrten oder Parkplätze zu regeln sind. Auch der öffentliche Verkehr sollte häufiger und mit kleineren Bussen fahren. Für Nachtschwärmer müsste das Angebot verbessert werden.
- Für den Dorfkern wünschte man sich ein neues Mehrzweckgebäude anstelle der alten Turnhalle, Begrünung, Verkehrsberuhigung und eine Umnutzung des alten Schulhauses. Ein genossenschaftlicher Wohnungsbau kam ins Gespräch, um für die ältere Generation und die jungen Leute preiswerte Wohnungen zu erhalten.
- Die Gruppen, die sich mit Energie befassten, präsentierten auf ihrer Liste Aktivitäten wie das Anstreben eines Energielabels (Energiedorf Zeiningen), Unterstützung der erneuerbaren Energie, Wärmeverbund für grössere Wohneinheiten und Teamarbeit mit der einheimischen Elektra, bei Baueingabe sollte schon auf Solartechnik, Isolation oder Minergiestandard geachtet werden. Die Stichworte Energiefonds und Subventionen wurden gross geschrieben.
- Auch der Autobahnviadukt stand im Zentrum, Wie wäre eine Verschönerung durch Kunst am Bau? Könnte die Nutzung unter der Brücke nicht sinnvoller sein als bis jetzt? Wen würde unter den Pfeilern ein Jugend-Fun-Park stören?
- Die Gruppe „Jugendaktivitäten“ schlug vor, anstelle der bestehenden festen Jugendtreffs während des Jahres ein paar grosse Anlässe für Jugendliche zu organisieren.
- Die Gruppe Zonenplanung wollte unbedingt ein kontrolliertes Wachstum und die Nutzung vorhandener Landreserven in den nächsten 15 Jahren.
- Die Vereine hielten es für wichtig, optimale Infrastrukturen zu bekommen, Unterstützung in der Nachwuchsförderung und eine Broschüre, in der alle Vereine gemeinsam vorgestellt werden können.
- Grosses Interesse wurde auch dem Mittagstisch und den Tagesstrukturen für Schulkinder zuteil.
Die Teilnehmenden wählten die Themengruppen, bei denen sie weiterzuarbeiten wünschten. Dabei ging es um die Fragen: Was braucht es zur praktischen Umsetzung? Braucht es Arbeitsgruppen oder besteht bereits ein Gremium oder eine entsprechende Institution, die ein Mandat übernehmen könnte?
Aus jeder Gruppe wurde schliesslich ein „Thementreiber“ bestimmt. Im Dezember 2007 fand in der Aula des Brugglismatt-Schulhauses eine „Kick-off-Veranstaltung“ statt, bei welcher mit den Thementreiberinnen und Thementreibern der insgesamt 9 Arbeitsgruppen das weitere Vorgehen festgelegt wurde. Fragen wie Selbstorganisation, Unterstützung, Administration und Koordination standen zur Debatte. Ferner wurde über die Ziele, die Begründung, die Massnahmen, die Terminierung, die Kosten und Konsequenzen und schliesslich über die Umsetzung der Projekte diskutiert. Am 10. März 2008 fand ein Boxenstopp statt und am 28. März 2008 folgte die Ergebniskonferenz unter aktiver Beteiligung der Bevölkerung. Als Resultat davon entstand ein Leitbild, welches als Grundsatzpapier die Ausrichtung der zukünftigen Entwicklung des Dorfes festlegte. Die konkrete Umsetzung desselben ist Sache des Gemeinderates mit Unterstützung der Bevölkerung.