Das Wetter in den 10er und 20er Jahren des 21. Jh. und die Auswirkungen auf die Landwirtschaft
(Quelle: Schäsli-Berichte von Marcel Jeck) 2013 war die Landwirtschaft geprägt von schlechtem Wetter im Frühjahr. Viel Regen und kühle Temperaturen hatten negative Auswirkungen auf die Kulturen, insbesondere auf die Kartoffelernte. Mehrere Hitzewellen sorgten für den heissesten Sommer seit 10 Jahren. Der September brachte vermehrt Regen und einige sehr heftige Gewitter, so beispielsweise in der Nacht vom 8. auf den 9. September. Das Jahr wurde mit einem sonnigen Dezember abgeschlossen.
2014 – ein eigenartig gutes Jahr. Nach einem milden Winter mit kaum Schnee und nur einem Eistag stieg das Thermometer schon Ende Februar auf 15° C. Eine zweimonatige Schönwetterperiode liess die Obstbauern auf eine grosse Kirschenernte freuen. Der nasse Sommer und der Einzug der Kirschenessigfliege trübten aber manche Erwartungen. Die schönen Herbsttage brachten dennoch manches wieder zum Strahlen. Im Ackerbau konnten grosse Mengen Kartoffeln, Zuckerrüben und Mais geerntet werden. Bäume voller Äpfel und die Reben erfreuten sich an den sonnigen Tagen. Der Wein gedieh in diesem Jahr ausgezeichnet.
Das Wetter des Jahres 2015 kann in Kurzform wie folgt beschrieben werden: Der Winter mit wenig Schnee, nur ab und zu sanften Minustemperaturen, gehörte schon Ende Februar der Vergangenheit an. Die Hitze und Trockenheit von Juni bis August setzte allen Kulturen arg zu. Die Reben und die Kinder freuten sich hingegen über diesen schönen Sommer.
Das Wetterjahr 2016: Frühlingstemperaturen im Februar, viel Regen im Frühling und Frühsommer, Spätfrost Ende April; monatelange Trockenheit von Sommer bis Herbst. Die schwierige Getreideernte war aber vergessen, als man die wunderschönen Trauben ernten konnte.
Der 6. Januar 2017 (Drei Könige) brachte den ersten Eistag mit minus 13 Grad und es fielen auf Mitte Monat 15 cm Schnee. Mit einer intensiven Bise blieb das Thermometer bis zum 26. Januar ganztags unter null. Ein Regen anfangs März brachte mit den nachfolgenden warmen Temperaturen einen gewaltigen Schub in die Vegetation. Die ersten Kirschbäume blühten bereits am 25. März. Leider erreichte uns am 19. April eine polare Kaltfront mit Schnee. Am 26. April sank das Thermometer auf minus 3 Grad und in der darauffolgenden Nacht war es nochmals so kalt. Beim Morgengrauen bot sich ein trauriger Anblick: fast 100 % der Rebengeschosse waren erfroren, die Blüten und „Schorniggel“ (unreife Kirschen, noch grün) an den Bäumen waren grösstenteils schwarz! Der 26. April brachte nochmals Schnee. Darauf folgte eine Schönwetterphase abwechselnd mit Regen. Ende Mai zeigte das Thermometer sommerliche 30° C. 3 Wochen schönes Wettere im Juni mit Nachtwärmerekorden von 26° C ermöglichten eine ertragreiche und qualitativ gute Getreide- und Rapsernte. Den letzten Augusttagen mit Hitzerekorden von 35° folgte ein eher kühler und feuchter September. Die Kulturen Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben brachten sehr gute Erträge. Dank des warmen Wetters im Juni trieben an den Reben relativ viele schlafende Augen an den Rebstöcken aus. Der Traubenertrag im Herbst war von sehr guter Qualität, mengenmässig aber sehr gering. Das Jahr verabschiedete sich mit frühlingshaften 15° C.
Der Orkan Burglind fegte am Berchtoldstag 2018 über unser Land hinweg und verursachte je nach Region massive Schäden. Mitte Januar brachten die Sturmtiefs Evi und Frederike in den Bergen grosse Mengen Neuschnee. Ab dem 25. Februar gab es in der Folge fünf Eistage. Mitte April wurde der Frühling eingeläutet. Bei 30° C am 22. April waren bereits die ersten Anzeichen von Trockenheit zu sehen. Die Obst- und Waldbäume brachten bei windigem Wetter – zum Leidwesen der Allergiker – grosse Mengen Blütenstaub. Nach dem Frostjahr 2017 waren die Obstbäume richtig ausgeruht und auch dank stabilem und trockenem Wetter gab es eine überdurchschnittlich grosse Kirschenernte. Die qualitativ sehr gute Getreideernte konnte bei diesem trockenen Wetter zügig abgeschlossen werden. Wegen der Trockenheit herrschte ein erheblicher Futtermangel. Die Traubenernte war hervorragend und ergab einen sehr guten Wein.
2019 gab es während des gesamten Winters keinen Frosttag und das erste „Schümli“ Schnee fiel am 4. April. Nachdem man sich in der zweiten Hälfte des Aprils am schönen Frühlingswetter erfreuen konnte erreichte ein anhaltender Rückgang der Temperaturen anfangs Mai mit zwei Frostnächten den Tiefpunkt. Ab Mitte Juni setzte mit sommerlichen Temperaturen bis 35 Grad ein enormes Pflanzenwachstum ein. Bei Temperaturen über 30° konnte die Getreideernte problemlos eingebracht werden. Anhaltende Hitze machte den Reben zu schaffen. Die Folge war viel Sonnenbrand auf den Beeren. Die marmorisierte Baumwanze richtete erstmals Schäden an Obst und verschiedenen Gemüsearten an. Bis 22. September blieb es relativ trocken und warm und trotz der dann folgenden unbeständigen Wetterlage konnten die Trauben unter erschwerten Umständen geerntet und eine gute Qualität erzielt werden.
Das Jahr 2020 startete mit viel Sonnenschein und angenehmen Temperaturen. Die Sturmtiefs Lolita, Petra und Sabine waren meist begleitet von milden Temperaturen, was die Pollen an den Bäumen schon kräftig wachsen liess. Bereits am 23. Februar blühten Aprikosen und Osterglocken. Ab Mitte März stellte sich eine stabile Hochdrucklage mit Temperaturen bis 20 Grad ein. Am 1. April fiel das Thermometer nachts auf minus 3 Grad, wodurch die frühen, kurz vor der Blüte stehenden Kirschensorten stark dezimiert wurden. Am 15. April lag die zweite Nachthälfte nochmals um den Gefrierpunkt. 48 Tage ohne Regen führten zu enormer Trockenheit, sodass Gemüsesaaten teilweise bewässert werden mussten. Die Eisheiligen brachten Regen und Schnee bis auf 700 Meter. Darauf folgte gutes Heuwetter; der Heuertrag war aber wegen der Frühjahrestrockenheit eher gering. Die Rebenblüte war zum Glück weit fortgeschritten; die Schafskälte ab 5. Juni bescherte den späteren Lagen teilweise grosse Ertragseinbussen. Dank des trockenen Wetters blieb das Getreide gesund und lieferte gute Erträge von hoher Qualität. Der stabile Spätsommer beschleunigte die Traubenernte. Eine grosse Herausforderung stellte die Wespenplage dar. Anfangs Oktober war alles schon im Keller; die eher geringe Ertragsmenge zeichnete sich durch eine prima Qualität aus. Mit Schnee bis auf 1000 Meter Ende September begann eine unstabile Wetterlage.
Das Jahr 2021 brachte „Wetter zum Vergessen“; der Start war trüb und regnerisch. Ab 14. Januar setzte ausgiebiger Schneefall ein; die Schneedecke erreichte bei uns die seltene Höhe von 30 cm. Eine Woche später war die ganze Herrlichkeit wegen des Föhns und Temperaturen bis 14 Grad innert Kürze wieder dahin. Am 6 Februar brachten starke Südwinde grosse Mengen Saharastaub; es lagen zu diesem Zeitpunkt bis 86‘000 Tonnen Staub im Schweizer Luftraum. Der 10. Februar war der erste von 5 Eistagen mit bis zu minus 9 Grad. Dann verabschiedete sich der Winter und bei Temperaturen von 20 Grad zeigten die Kirschbäume ihre Blütenpracht. Nach dem 5. April fiel erneut Schnee und die Temperaturen sanken deutlich unter den Gefrierpunkt, Dies hatte zur Folgre, dass 80 % der Kirschblüten und 10 – 70 % der Rebenknospen erfroren, Dank zusätzlicher Ruten konnte in den Reben einiges gerettet werden. Der Mai brachte kühles und regnerisches Wetter – der Mais konnte erst mit drei Wochen Verspätung gesät werden. Eine Schönwetterperiode Mitte Juni verlieh den Kulturen ein kräftiges Wachstum mit viel Heu. Eine vierwöchige Regenzeit zog alle Kulturen arg in Mitleidenschaft: Kirschen, die nicht unter einem Regendach lagen, platzten auf, fast alle Reben litten unter enormem Mehltaubefall. Die Situation schien beinahe hoffnungslos. - In einer kurzen Schönwetterphase in Woche 29 konnte endlich ein Teil des Getreides geerntet werden. Viel Brotgetreide in unserer Region erlitt Auswuchs und Pilzbefall, es musste zum Teil verbrannt werden. Der 13. August war seit 2 Monaten der erste Hitzetag und das Wetter kam unter Hochdruckeinfluss. Trotz aller Widerwärtigkeiten startete die Traubenernte Ende September und dauerte bis 20. Oktober. Der Ernteaufwand war riesig; mussten doch
lle vom Mehltau befallenen Beeren entfernt werden. Die in den Keller eingebrachten Trauben waren trotz allem von sehr guter Qualität; die Erträge zwischen 0 und 50 % jedoch gering. Vor Weihnachten gab es die ersten Schneeschauer; die Altjahrswoche war dann sehr warm und regnerisch.
Das Jahr 2022 war gekennzeichnet durch drei Hitzewellen. Der Jahresbeginn war mehrheitlich sonnig und bis zu 19 Grad warm. Nach dem Sturmtief Roxana vom 6. Auf den 7. Februar herrschte meist mildes Hochdruckwetter; die anstehenden Feldarbeiten konnten bei trockenem Boden erledigt werden. Eine vierwöchige Schönwetterphase endete am 1. April mit dem ersten Schneefall im Jahre 2022. Ausgiebiger Regen zum Monatswechsel tat den Kulturen gut. Die erste vorsommerliche Schönwetterperiode mit Temperaturen bis 30 Grad begann Mitte Mai. Am 23. Mai entlud sich ein heftiges Gewitter mit leichtem Hagelschlag über Zeiningen. Ein Blitzschlag hatte am Grieshaldenweg eine grosse Tanne in Brand gesetzt. Eine zweite Hitzeperiode vom 10. bis 21. Juni liess das Thermometer bis 37 Grad klettern. Die grosse Hitze tat den Kirschen, die im Juni geerntet wurden, nicht gut. Viele Früchte erlitten Sonnenbrand oder schmorten gar ein; zudem setzte ihnen die Kirschessigfliege erheblich zu. Mitte Juni begann eine frühe Getreideernte, welche nach vier Wochen mit dem Dreschen des letzten Weizens abgeschlossen werden konnte. Die Erträge waren qualitativ gut und reichlich. Die dritte Hitze- und Dürreperiode begann Anfang Juli und dauerte 6 Wochen. Von Mai bis Ende August wurden beinahe 60 Hitzetage gemessen. Die Traubenernte begann bereits anfangs September mit Riesling Silvaner. Bis zum Zeininger Märt war die Lese bei den späteren Sorten Pinot Noir und Chardonnay bereits abgeschlossen. Der Ertrag war ausgezeichnet und von bester Qualität. Endlich Ende September erstrahlten die Wiesen in saftigem Grün. Nach einer kühlen Wetterlage über den Bettag, gefolgt von einigen Regentagen Ende Monat, herrschte im Oktober wieder sonniges und überdurchschnittlich warmes Wetter, was die Futtervorräte wieder etwas füllte. Mitte Dezember erlebte man einen Hauch von Winter mit etwas Schnee und den ersten drei Eistagen in diesem Jahr, bevor wie üblich vor Weihnachten wieder Tauwetter einsetzte. Der mit 20.5 Grade wärmste Jahresübergang ging in die Geschichte ein.