Dorffest 1974
Höhepunkt des Jahres bildete das unvergessliche Dorffest mit den vielen tausend Besuchern. Unter dem Motto „E grosses Theater für e chlini Bühni!“ führte Zeiningen vom 23. – 25. August 1974 ein grossartiges Dorffest durch, dessen Reingewinn für eine Theaterbühne bestimmt war.
Die Vorbereitungen begannen schon 2 Jahre zuvor. Es wurde ein 18 Personen starkes OK auf die Beine gestellt. Unter der Leitung von Hugo Rotzler hatten die einzelnen Mitglieder in ihren Ressorts die Aufgabe, die Ideen und Wünsche der verschiedenen Vereine aufeinander abzustimmen. In unzähligen Stunden entstanden in verschiedenen Häusern heimelige „Beizlis“. Es gab zum Beispiel:
Die Bierschwemme (Turnverein): Der Wagenschopf von Familie Senn wurde zu einem „Hopfenschopf“ umfunktioniert. Mit Weisswurst und gut gesalzenem Bierrettich schmeckte das Bier ausgezeichnet.
Die Bündnerstube (Kirchenchor): Die alte Schmiede bei Hugo Freiermuth war nicht mehr zu erkennen. Der Eingang sah einem Bündnerhaus täuschend ähnlich und schon vor dem Lokal war zu erkennen, dass hier Bündnerspezialitäten serviert werden.
Das Landbeizli (Landfrauen): Der damalige Taubenwirt Vogel stellte die Wirtschaft mit Terrasse zur Verfügung. Hauptgericht war hier heisser Beinschinken.
Die Festhütte (Männerriege): Die Speisekarte wurde hier mit Absicht klein gehalten, sodass die Festbesucher auch noch die kleinen Beizlis besuchen konnten. In der Festhalle fanden verschiedene Darbietungen, Konzerte, eine grosse Abendunterhaltung mit „dem goldenen Schuss“ (nach dem Muster des damals bekannten Entertainers Vico Torriani), Konzertrvorträge etc. statt.
Die Fischerhütte (Velo-Moto-Club): Verschiedene Fischgerichte wurden im originellen Lokal am und über dem Bach beim Engelsteg angeboten.
Die Kaffeestube (Frauenbund): Im Schwesternhaus (damals noch Kindergarten) wurden die Besucher vom Frauenbund mit Kaffee und Kuchen verwöhnt.
Der Schlemmerkeller (Kochclub): Hinter der Turnhalle (wo sich jetzt der öffentl. Parkplatz befindet) stand noch das alte Bauernhaus der Familie Jeck mit seinem schönen, gewölbten Keller. Darin wurden Entrecôte und Schlemmersteaks vom Grill zu einem guten Tropfen Wein serviert.
La Trottaria Italiana (Italiener-Verein Möhlin-Zeiningen): Am heutigen Standort des Ärztehauses befand sich das alte Bauernhaus von Karl Wunderlin. Hinter einem typisch italienischen Eingang kam unter prächtigen alten Bäumen so richtig Ferienstimmung auf, bei Spaghetti mit Tomatensauce und Merlot vom Fass.
Die Raclettestube (Kleinkaliber-Schützen): In Scheune und Stall von Hans Tschudi, Winkelgässli, wurden Berge von Raclettekäse zu Portionen verarbeitet und mit kühlem Weisswein angeboten.
„S’Patronehülsli“ (Schützenverein): Im Oekonomieteil der damaligen Metzgerei Thommen (jetzt Zahnarztpraxis R. Löpfe) wurden knusperige Güggeli“ zubereiten.
Die „Pilzhütte zum Fliegenpilz“: (Damen-Turnverein KTV): Die Pilzspezialitäten waren „Im Fliegenpilz“ zu geniessen. Das Lokal befand sich im Haus von Ruedi Wunderlin, Oberdorf.
Die Tessinerstube (Musikgesellschaft): Über eine breite Holztreppe erreichte man die Tessinerstube, die über Scheune und Stall der heutigen Liegenschaft Beni Freiermuth an der Mitteldorfstrasse eiquartiert war. Die Spezialität: Tessinerteller mit einem Boccalino.
Der Weinkeller (Männerchor): Bei Walter Freiermuth (Spitzwalti) im Oberdorf kam der Weinkenner so richtig auf seine Rechnung.
„S‘Zigünerlager“ (Damenriege ETV): Die damalige Schmiedewerkstatt von Eugen Wolf diente als Lokal für Zigeunerschlemmereien. Spiessli oder Schnitzel mit Zigeunersauce waren hier die Köstlichkeiten, serviert zu einem guten Tropfen Rotwein.
Das „Züristübli“ (Frauenriege): Mitten im Dorf, bei Alois Füchter, hiess die Spezialität „Zürigeschnetzeltes“, das mit Burebrot oder Reis und Salat angeboten wurde.
Weitere Aktivitäten wie Bar, Flohmarkt, Disco, Seifenkistenrennen, Kasperlitheater, Schäslirennen
und vieles andere mehr sorgten für Unterhaltung und Spass. Während in der Festhalle Tanz angesagt war, spielten in verschiedenen Lokalen kleine Musikformationen. Eine selbstgebaute Festbahn transportierte die Besucher vom Parkplatz auf das Festgelände.
Eindrucksvoll war die Dekoration des Festgeländes. Während auf der Bachbrücke ein mit vielen Blumen geschmücktes Eingangstor stand, zierten die Strassen von einem Lokal zum anderen wunderschöne, von den Schülern hergestellte Lampions. Häuser, Balkone, Gärten, Plätze, ja sogar Miststöcke waren im ganzen Dorf mit einem Meer von Blumen geschmückt. An verschiedenen Orten wurden Sagen und Erzählungen von früher auf grossen Bildern dargestellt.
Der Nachschub wurde vom Zentrallager aus gesteuert, welches in der alten Genossen schaftsmühle hinter dem Volg-Konsum (heute Mehrfamilienhaus) eingerichtet war.
Nach dem Fest konnte dem Gemeinderat der stolze Betrag von Fr. 187‘000.- zu Gunsten des Bühnenanbaus an die Turnhalle übergeben werden. Für die damalige Zeit ein Riesenerfolg.
Einen Erinnerungsfilm zum damaligen Dorffest finden Sie hier.